In Anlehnung an den Artikel “The Web in Action” von den Autoren Lee Feigenbaum, Ivan Herman, Tonya Hongsermeier, Eric Neumann und Susie Stephens aus der wissenschaftlichen Zeitschrift „Scientific American“ vom Dezember letzten Jahres beschreibt der folgende Abschnitt die Initiative „SAPPHIRE“.
SAPPHIRE steht für „situational awareness and preparedness for public health incidences using reasoning engines“ und existiert seit 2004 an der Universität Texas mit dem Ziel, aufkommende öffentliche Gesundheitsprobleme besser ausfindig zu machen, zu analysieren und darauf zu reagieren. Das System integriert dabei eine Fülle von Daten aus unterschiedlichsten Quellen wie etwa Daten von Krankenversicherungen, Krankenhäusern, Umweltschutzagenturen und wissenschaftlicher Literatur. Gesundheitsbeamte können durch verschiedene Linsen bzw. Filter die Informationen des Systems abrufen. So können sie die Verbreitung des Influenza-Virus verfolgen oder die Behandlungsmethoden von HIV-Fällen abrufen. Dabei erhält SAPPHIRE alle 10 Minuten Berichte aus den Notaufnahmen, Selbsteinschätzungen und Beschreibungen der Patienten zu ihren Symptomen, aktuelle elektronische Gesundheitsberichte und medizinische Mitteilungen von acht umliegenden Krankenhäusern aus der Umgebung von Houston.
Unter Einsatz der semantischen Technologien werden all diese Informationen zu einer einfachen Ansicht der aktuellen gesundheitlichen Lage des Gebietes aggregiert. Eine Schlüsselfunktion des Systems ist eine Ontologie, die die unerklärlichen Krankheitsbilder mit grippeähnlichen Symptomen aus der Region als mögliche Influenza-Fälle klassifiziert und automatisch an das örtliche Gesundheitsamt weiterleitet.
Durch diese automatisch generierten Berichte konnten bisher neun Krankenschwestern von der manuellen Anfertigung der Berichte befreit werden und stehen wieder zur aktiven Krankenpflege zur Verfügung. Außerdem werden die Berichte durch das SAPPHIRE-System zwei bis drei Tage schneller fertig als durch die manuelle Bearbeitung durch die Krankenschwestern. Das „Center for Disease Control and Preventation“ in den USA, vergleichbar mit dem deutschen Bundesministerium für Gesundheit, hilft nun den lokalen Gesundheitsämtern landesweit dabei, solche Systeme zu implementieren. Dabei erlaubt die Flexibilität der semantischen Technologien dem System SAPPHIRE auch, in einem anderen Kontext zu funktionieren.
Als die evakuierten Opfer des Hurrikan Katrina in Houston Schutz suchten, waren die Beamten des örtlichen Gesundheitsamtes beunruhigt über eine eventuell aufkommende, schnelle Verbreitung von unerwünschten Krankheiten. Nach nur acht Stunden hatten die Forscher der Universität von Texas das SAPPHIRE System umkonfiguriert und die Beamten der Gesundheitsämter mit Taschencomputern ausgestattet, die einen speziellen Gesundheitsfragebogen enthielten. Die Antworten der evakuierten Opfer wurden zunächst in das System hochgeladen, wo sie dann zusätzlich mit den Daten der umliegenden Notaufnahmen sowie der Überwachungsberichte der örtlichen Epidemiebehörde angereichert wurden. Die Aktion war ein Erfolg, denn dadurch konnten Krankheitsausbrüche, die Magen und Darm, die Atmung und Bindehaut betreffen, viel schneller als üblich identifiziert werden. Die Flexibilität von SAPPHIRE in diesem konkreten Fall lehrt eine wichtige Lektion die semantischen Technologien betreffend: Ist das System erstmal für ein allgemeines Problem entwickelt worden, wie in diesem Fall, um über den gesundheitlichen Zustand der allgemeinen Bevölkerung zu informieren, kann ein solches System zügig auf alle möglichen Spezialfälle im gleichen Gebiet adaptiert werden. Selbstredend ist es Ziel des “Center for Disease Control and Preventation“ in den USA, dieses System nun national zu implementieren. Der Erfolg von SAPPHIRE liegt darin begründet, dass es Informationen aus den verschiedensten Quellen vereinheitlichen kann, um dann diese aggregierten Informationen für die unterschiedlichsten Zwecke zu verwenden.
Das nächste Beispiel handelt von der Arzneimittelforschung.