POPS

POPS – NASA’s Expertise Location Service

Die folgende Case Study stellt die von der NASA entwickelte Schnittstelle “POPS” vor.

NASA steht für “National Aeronautics and Space Administration” und ist die USamerikanische Organisation für das öffentliche Luft- und Raumfahrtprogramm. Die NASA sammelt und speichert Informationen über ihre Mitarbeiter hinsichtlich ihrer organisatorischen Zugehörigkeit, ihrer historischen Vergangenheit innerhalb der NASA und der entwickelten Fähigkeiten.

Das Problem besteht darin, dass diese Informationen sich über mehrere Datenbanken, mehrere Applikationen und andere Systeme verteilen. Wenn man einen Mitarbeiter mit besonderen Fähigkeiten und einem bestimmten Arbeitshintergrund sucht, kann dies nur über Abfragen in den unterschiedlichen Systemen erfolgen. Selbst wenn das Abfragen der verschiedenen Systeme einfach wäre, würden die meisten Mitarbeiter zusätzlich eine persönliche Meinung oder Empfehlung über die gefundene Person von jemandem einholen, dem sie vertrauen. Die bis hierhin beschriebene Problematik gilt nicht speziell nur für die NASA, sondern könnte ein Szenario aus allen möglichen größeren Organisationen sein. Wenn man nach einem geeigneten Kandidat zur Bildung einer neuen Projektgruppe oder einer neuen Abteilung sucht, gibt es nur einen kleinen Alternativenraum. Entweder man kennt bereits jemanden innerhalb der Organisation, der für diese Aufgabe geeignet ist, oder man fragt jemanden, ob ein solcher Kandiat bekannt ist. Um jedoch mehrwertige, globale Unternehmensentwicklung unter Berücksichtung der individuellen Stärken und Schwächen der Mitarbeitern zu betreiben, ist dieses Vorgehen gänzlich ungeeignet. Jeder, der vor der Aufgabe steht, eine Abteilung oder Projektgruppe optimal zu besetzen, muss sich zwangsläufig auf die soziale Reichweite seines persönlichen Netzwerkes verlassen.

Diese Problematik soll das von der NASA entwickelte semantische System “POPS” zum Auffinden von bestimmtem Fachwissen innerhalb der Organisation lösen. Das Ziel von “POPS” ist es, alle Informationen über die Mitarbeiter in einem System zusammenzutragen und diese Fakten sinnvoll miteinander zu verknüpfen, um so eine umfassende Informationsquelle für die Mitarbeiter, die Personalabteilung, Analysten und das Management zur Verfügung zu stellen. “POPS” bietet dabei eine einfach zu verwendende, effektive Applikation zum Auffinden von Fachwissen und zum Analysieren der Belegschaft, die durch die Verwendung von existierenden Informationsquellen, die mittels RDF und anderen semantischen Technologien integriert werden, zusätzlich sehr kostengünstig ist. “POPS” soll die erste semantische Anwendung für alle Mitarbeiter der NASA werden. Dies wird ausführlicher in den nachfolgenden Ausführungen beschrieben.

Im ersten Schritt hat man die vielen verschiedenen Datenquellen in einer RDFDatenbank vereinheitlicht und integriert. Kontaktinformationen über die Mitarbeiter liegen auf einem separaten Server, Projektinformationen werden in einem Zeit- und Anwesenheitssystem gespeichert, die Kompetenzen der Mitarbeiter liegen in einem abgesonderten System der Personalabteilung und die technischen Berichte wiederum liegen auf einem weiteren System. Durch die Integration dieser verschiedenen Datenressourcen konnte zum einen eine integrierte Informations-Infrastruktur und zum anderen das “POPS”-System zum Auffinden von Fachwissen geschaffen werden. Die Aggregation der verschiedenen Datenquellen stellte nur den ersten Schritt dar, im zweiten Schritt musste den Nutzern ein Werkzeug an die Hand gegeben werden, mit dessen Hilfe sie auf diese Informationen einfach und schnell zugreifen konnten, ohne eine spezielle Anfragesprache zu lernen. Zu diesem Zweck entwickelte die involvierte Clark & Parsia LLC, ein Unternehmen spezialisiert auf semantische Technologien und künstliche Intelligenz, das System “jSpace”. “jSpace” ist ein grafisches Universalwerkzeug zum Abfragen und Durchstöbern von RDF Datenbanken.

Die folgende Abbildung zeigt “jSpace” beim Auffinden von speziellem Fachwissen.

Eine Schlüsselkomponente von “jSpace” ist die Möglichkeit, vom Benutzer benötigte Zusatzmodule auf einfache Art und Weise anzugliedern, um so maßgeschneiderte Ansichten der Schnittstelle für spezielle Zwecke zu ermöglichen. Neben der standardmäßigen Detailansicht, die in der Abbildung weiter oben zu sehen ist, hat das Entwicklerteam von “POPS” mehrere maßgeschneiderte Komponenten für “POPS” entwickelt. Eine der interessantesten Komponenten ist ein so genannter “Social Network Visualizer”, der die bereits angesprochenen sozialen Netzwerke der Mitarbeiter anschaulich visualisiert. Der “Social Network Visualizer” veranschaulicht also die sozialen Netzwerke der Mitarbeiter, die in der selben Abteilung arbeiten, an den selben Projekten arbeiten oder auch Mitarbeiter mit ähnlichen Fähigkeiten und Kompetenzen. Diese Komponente von “POPS” enthält zusätzlich eine “know-who”- Funktion, die dem nach einem geeignetem Mitarbeiter Suchenden direkt eine weitere Person ausgibt, die sowohl den Suchenden als auch die Zielperson kennt und vermittelnd helfen kann.

Die oben aufgeführte Abbildung zeigt die “know-who”-Funktion des “Social Network”- Zusatzmoduls. Außerdem kann man die Informationen, die sich in “POPS” befinden, mit in Beziehung stehenden externen Informationen aus dem World Wide Web verbinden. Die nächste Abbildung zeigt das “POPS”-Interface wie es die Informationen über das “Hubble Space Telescope”-Projekt mit Informationen aus Wikipedia verknüpft.

Die NASA konnte durch die Aggregation und Verlinkung der unterschiedlichen bestehenden Informationsquellen eine einfach zu bedienende und einfach zu verstehende Schnittstelle schaffen, die heute nicht nur zum Auffinden von speziellem Fachwissen genutzt wird, sondern auch eine sehr nützliche organisationsweite, integrierte Informationsinfrastruktur darstellt.¹

Wie auch schon im zuvor dargelegten Beispiel ergaben sich bei der NASA bereits wertvolle Vorteile durch das Vereinigen verschiedener, voneinander losgelöster Datenquellen. Durch die Verwendung der semantischen Technologien konnte nicht nur ein System geschaffen werden, von dem die Mitarbeiter im Hier und Jetzt profitieren, sondern vielmehr wird die NASA von ihrer integrierten Informationsinfrastruktur in Zukunft in jedem Bereich profitieren können, denn bestehende Daten sind nach ihrer Bedeutung sinnvoll miteinander verknüpft und hinzukommende Daten gliedern sich sinnvoll ein. Gerade bei weltweit agierenden Organisationen mit ihrer geografischen Dezentralität können Informationen, die sich automatisch sinnvoll verknüpfen, einen enormen Mehrwert bieten. Denn die Erkenntnisse eines autark arbeitenden Projektteams werden so automatisch mit den relevanten Themengebieten verknüpft. Andere Projektteams wiederum, die vielleicht gar nichts von der Arbeit des autark arbeitenden Projektteams wissen, profitieren demnach automatisch von den geschaffenen Erkenntnissen.

Weiter geht es mit einem weiteren Anwendungsbeispiele aus der Wirtschaft: Renault – Semantic Web in Automotive Repair and Diagnostic.


¹ Michael Grove (C&P LLC), Andrew Schain (NASA) (2008): POPS — NASA’s Expertise Location Service Powered by Semantic Web Technologies. Herausgegeben von Clark & Parsia, LLC. Online verfügbar unter http://www.w3.org/2001/sw/sweo/public/UseCases/Nasa/, zuletzt geprüft am 05.05.2008.

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